Grüner Investoren­bericht 2024 Kurzfassung

Juni 2025 · Langfassung herunterladen (englisch)
Panoramablick auf den Schlegeisspeicher in Tirol, eingebettet in die Alpenlandschaft mit türkisblauem Wasser, steilen Berghängen und teils bewachsenen Felsen unter leicht bewölktem Himmel

Schlegeisspeicher auf 1.800 m Seehöhe im Zillertal, Tirol

Österreichs Klimastrategie

Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden – 10 Jahre vor dem EU-Ziel für 2050. Die österreichische Regierung verfolgt hierfür einen Ansatz der grünen Transformation, die moderne Technologien und klimarelevante Forschung fördert sowie die Dekarbonisierung von Städten und Industrie unterstützt.

Diese Strategie umfasst zahlreiche Maßnahmen, um eine saubere und intakte Umwelt zu gewährleisten und den Wohlstand zukünftiger Generationen zu sichern. Auf internationaler Ebene sind Österreichs Klimaziele im Übereinkommen von Paris verankert, das darauf abzielt, den globalen Temperaturanstieg im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 °C und möglichst auf 1,5 °C zu begrenzen.

Zentrale Ziele der Klima- und Umweltpolitik Österreichs sind unter anderem, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Auswirkungen durch den Klimawandel vorzubeugen, Artenvielfalt und Ökosysteme zu erhalten sowie die Nutzung nachhaltiger Ressourcen und die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Österreich hat ambitionierte Aktionspläne und Strategien entwickelt, um diese Ziele zu verwirklichen.

Die Österreichische Green Finance Agenda legt eine umfassende Strategie für eine erfolgreiche Finanzierung der Klima- und Energiewende vor. Sie konzentriert sich auf drei Hauptaspekte: Mobilisierung von zusätzlichem privaten Kapital für Klimaschutz und ökologisch nachhaltige Projekte, transparentes Management von klimarelevanten Risiken im Finanzwesen sowie Förderung von Transparenz, Langfristigkeit und Wirksamkeit im Kapitalmarkt. Mit dieser Strategie positioniert sich Österreich als globaler Vorreiter im Bereich nachhaltiger Finanzen.

Was sind grüne Finanzierungen?

Im Rahmen der umfassenden Klima- und Umweltstrategie unterstützt und finanziert die Republik Österreich ökologische und klimarelevante Projekte. Mit diesen grünen Projekten wird eine Vielzahl von Maßnahmen gefördert: Vom Ausbau erneuerbarer Energien bis hin zu Zuwendungen für Biodiversitäts­maßnahmen auf Agrarflächen.

Kreislaufdiagramm zur Funktionsweise grüner Staatsanleihen: Anlegerinnen und Anleger investieren in die Emittentin (Republik Österreich), die grüne Ausgaben finanziert. Diese führen zu ökologischem Nutzen. Die Emittentin berichtet über Mittelverwendung und zahlt die Investition zurück.Kreislaufdiagramm zur Funktionsweise grüner Staatsanleihen: Anlegerinnen und Anleger investieren in die Emittentin (Republik Österreich), die grüne Ausgaben finanziert. Diese führen zu ökologischem Nutzen. Die Emittentin berichtet über Mittelverwendung und zahlt die Investition zurück.

Die Ausgaben der Republik Österreich für ökologisch nachhaltige Projekte werden grünen Finanzierungs­instrumenten zugeordnet. Das hierfür eigens eingerichtete Gremium „Green Bond Board“ evaluiert die grünen Projekte gemeinsam mit den jeweiligen Fachressorts und wählt diese anhand von ökologischen und klimarelevanten Merkmale aus. Es besteht aus Vertretern des Bundesministeriums für Finanzen, des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft sowie der Österreichischen Bundesfinanzagentur.

Eine transparente Berichterstattung beschreibt die Zuordnung von Haushaltsausgaben zu grünen Finanzierungs­instrumenten und die dadurch ermöglichten Beiträge zum Klima- und Umweltschutz. Die Nutzung der im Grünen Rahmenwerk vorgesehenen Palette an grünen Finanzierungs­instrumenten ermöglicht zudem eine weitere Diversifizierung der Investorenbasis.

Was bewirken grüne Investitionen?

Um Anlegerinnen und Anlegern mit einem Höchstmaß an Transparenz über die erreichten Fortschritte und positiven ökologischen Auswirkungen zu informieren, veröffentlicht die Republik Österreich jährlich einen umfassenden Bericht zur Mittelverwendung sowie zu den ermöglichten Klima- und Umweltauswirkungen grüner Finanzierungen des Bundes.

Im Jahr 2024 begab die Republik Österreich grüne Finanzierungs­instrumente in Höhe von insgesamt 6,2 Mrd. EUR, davon 1,0 Mrd. EUR in Form von grünen Bundesschätzen. Für die Allokation wurden grüne Budgetausgaben der Haushaltsjahre 2023 und 2024 herangezogen, die einer Vielzahl von grünen Projektkategorien zugeordnet sind.

Kreisdiagramm mit der Summe 6,2 Mrd. EUR im Zentrum. Unbeschriftete, verschieden große Segmente zeigen die Verteilung dieser Summe auf unterschiedliche Kategorien.
59%
Nachhaltige Mobilität
17%
Erneuerbare Energie
9%
Energieeffizienz
4%
Nachhaltiges (Ab)Wassermanagement
3%
Anpassung an die Folgen des Klimawandels
3%
Ökologisch nachhaltiges Management von lebenden natürlichen Ressourcen und Landnutzung
3%
Erhaltung der Artenvielfalt
2%
Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

6,2 Mrd. EUR

Gesamtzuweisungen an grüne Ausgaben und Projekte

5% der jährlichen Budgetausgaben in Österreich

3,4 Mio. t CO2e

reduzierte und vermiedene Treibhausgas­emissionen

Jährliche Treibhausgas­emissionen von 450.000 Österreicherinnen und Österreichern

1,6 TWh

Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie

50% des Energiebedarfs aller Haushalte Burgenlands

1,0 TWh

Energieeinsparungen

Jahresstromverbrauch aller Haushalte Kärntens

18.435 km²

geförderte Umwelt­maßnahmen auf Agrarflächen

22% der Fläche Österreichs

2,8 Mio. m³

kontaminiertes Wasser durch Sanierung von Altlasten gereinigt

Jährlicher Trinkwasser­verbrauch von St. Pölten

Fallstudien zu grünen Projekten

ÖBB Semmering-Basistunnel

Der Semmering-Basistunnel ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Europa. Das Projekt umfasst den Bau einer neuen Bahnstrecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag, die als Lückenschluss auf der Teilstrecke Wien - Graz des Baltisch-Adriatischen Korridors gilt.

Blick in einen beleuchteten Tunnelabschnitt des Semmering-Basistunnels im Bau, mit Betonwänden, technischen Anlagen und mehreren Bauarbeitern in orangener Schutzkleidung.

In unter zwei Stunden von Wien nach Graz / Andreas Ebner für ÖBB

Mit dem Bau des 27,3 km langen Tunnels entsteht eine moderne Bahnverbindung, die für künftige Generationen eine schnelle und sichere Verbindung zwischen Niederösterreich und der Steiermark schafft. Als Teil des Baltisch-Adriatischen Korridors ist der Basistunnel zudem ein wichtiger Abschnitt im internationalen Eisenbahnnetz.

Ein Tunnel für Generationen
Bei der bestehenden Semmeringbahn zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag handelt es sich um eine 170 Jahre alte, kurvenreiche Gebirgsbahnstrecke mit starken Steigungen, die Personenzüge auf dieser Alpenüberquerung auf 60 km/h abbremst. Auch der Güterverkehr wird erheblich behindert, da die steilen Steigungen bei schwereren Güterzügen den Einsatz mehrerer Lokomotiven erfordern, was die Effizienz deutlich verringert. Die historische Bahnstrecke entspricht damit nicht den Anforderungen eines modernen Bahnbetriebs.

Der Semmering-Basistunnel ist als eingleisiger, zweiröhriger Eisenbahntunnel konzipiert, dessen Kurvenradius eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von bis zu 230 km/h erlaubt. Für Reisende bedeutet dies, dass viele Ziele in Zukunft schneller und bequemer mit der Bahn erreicht werden können. So verkürzt sich beispielsweise mit der Fertigstellung des Semmering-Basistunnels die Reisezeit zwischen Graz und Wien Hauptbahnhof um rund eine halbe Stunde. Dies bedeutet, dass man mit dem Zug vom Grazer Stadtzentrum aus in rund einer Stunde und 50 Minuten das Zentrum von Wien erreicht. Der Güterverkehr wird ebenfalls wesentlich effizienter, da der Semmering-Basistunnel den Verkehr langer Güterzüge von bis zu 740 Metern Länge ermöglicht, die von einer einzigen Lokomotive gezogen werden können. Damit wird der Schienengüterverkehr auf dem Baltisch-Adriatischen Korridor gestärkt.

Im November 2024 wurde mit dem endgültigen Durchschlag des Tunnels ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die Mineurinnen und Mineure haben damit ihre Arbeit für dieses historische Bahnprojekt erfolgreich abgeschlossen. Im nächsten Schritt wird an der technischen Ausrüstung des Tunnels gearbeitet. Der Semmering-Basistunnel soll 2030 in Betrieb gehen.

Nachhaltigkeit und Umweltnutzen
Die prognostizierten Einsparungen an Treibhausgasemissionen über einen Zeitraum von 40 Jahren ab Inbetriebnahme betragen vier Millionen Tonnen CO2e. Die Einsparungen ergeben sich aus der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene aufgrund der verbesserten Eisenbahnverbindung zwischen Niederösterreich und der Steiermark.

Österreichischer Waldfonds

Um die Entwicklung von klimafitten und resilienten Wäldern, die verstärkte und effiziente Nutzung der Ressource Holz als aktiven Beitrag zum Klimaschutz sowie die Förderung der Biodiversität im Wald zu unterstützen, wurde im Jahr 2020 das Waldfondsgesetz beschlossen.

Moderne, fünfgeschossige Bürogebäude-Fassade mit Holzverkleidung und großen Glasfenstern, umgeben von jungen Bäumen und Grünflächen.

Mit einer verbauten Holzmenge von 517 t werden in diesem neuen Bürogebäude des Campus der Wirtschaft in Graz 931 t CO2e gespeichert / Viereck Architekten

CO2-Bonus: Verstärkte und effiziente Nutzung von Holz als Rohstoff für Gebäude
Bauen mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft trägt zur Dekarbonisierung und Ökologisierung des Bausektors bei. Die Holzinitiative fördert die systematische und effiziente Nutzung von Holz im Sinne des Klimaschutzes und einer nachhaltigen Bioökonomie.

Mit dem Förderprogramm „CO2-Bonus“ werden großvolumige Holzbauten gefördert, um den Anteil des Holzbaus zu erhöhen. Die Förderung kann für Neubauten, Erweiterungen und Aufstockungen von Gebäuden für Wohn- oder öffentliche Zwecke (z.B. Schulen, Kindergärten) sowie für Infrastruktur in großvolumiger Holzbauweise beantragt werden. Mit den fünf bis Ende 2024 abgeschlossenen Ausschreibungen wurde die Förderung für 134 großvolumige Holzbauprojekte in ganz Österreich bewilligt. Langfristig speichern diese Gebäude rund 53.000 Tonnen CO2-Äquivalent.

connectPLUS: Trittsteinbiotope zur Förderung der Artenvielfalt
Das Projekt connectPlus trägt dazu bei, wertvolle Trittsteinbiotope zu erhalten, aufzuwerten und wiederherzustellen, die als Brut- und Lebensraum für geschützte und andere Arten dienen. Ziel dieser Trittsteinbiotope ist es, einen bestmöglichen Vernetzungseffekt zwischen ansonsten isolierten Lebensräumen zu erzielen, um so die Artenvielfalt flächendeckend zu fördern und der fortschreitenden Zerschneidung natürlicher Lebensräume entgegenzuwirken.

Die Fragmentierung von Lebensräumen gilt als Hauptursache für den Verlust biologischer Vielfalt und die daraus resultierende geringere Widerstandsfähigkeit des Waldes. Das Projekt connectPlus befasst sich vor allem mit den funktionalen Aspekten des Verbundes zwischen Lebensräumen. Es dient dazu, das Wissen über das Management und die Entwicklung von kleinräumigen Schutzgebieten zu fördern. Zudem stellt es wichtige Grundlagen für zukünftige Schutzkonzepte dar. Die Einrichtung von Trittsteinbiotopen sichert dabei den Erhalt und die Verbesserung von naturschutzfachlich wertvollen Flächen.

Weitere Informationen und Fallstudien: Langfassung herunterladen (englisch)

Quellenangaben

6,2 Mrd. EUR Gesamtzuweisungen an grüne Ausgaben und Projekte entsprechen rund 5% der jährlichen Budgetausgaben in Österreich. Die Auszahlungen des Bundes betrugen im Jahr 2024 laut dem Bundesministerium für Finanzen 120,7 Mrd. EUR.

3,4 Mio. Tonnen CO2e reduzierte und vermiedene Treibhausgasemissionen entsprechen den durchschnittlichen CO2e-Emissionen von 450.000 Österreicherinnen und Österreichern. Im Jahr 2023 wurden in Österreich laut Umweltbundesamt 68,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert. Da die österreichische Bevölkerung am 01.01.2023 laut Statistik Austria 9.104.772 Personen zählte, ergeben sich durchschnittliche Pro-Kopf-Emissionen von 7,5 Tonnen CO2e pro Person.

1,6 TWh Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie entsprechen rund 50% des Energiebedarfs aller Haushalte Burgenlands im Jahr 2023. Laut Energiebilanzen der Statistik Austria hatten die Burgenländischen Haushalte 2023 einen Energiebedarf von rund 3,0 TWh.

1,0 TWh Energieeinsparungen entspricht dem Jahresstromverbrauch aller Haushalte Kärntens. Im Jahr 2024 gab es laut Statistik Austria 263.012 Privathaushalte in Kärnten. Ihr durchschnittlicher Jahresstromverbrauch wird mit rund 4.000 kWh angenommen.

18.435 km² geförderte Umweltmaßnahmen auf Agrarflächen entsprechen 22% der Fläche Österreichs. Die Gesamtfläche Österreichs beträgt laut Statistik Austria 83.884 km².

2,8 Mio. m³ kontaminiertes Wasser, das durch Sanierung von Altlasten gereinigt wird, entspricht dem jährlichen Trinkwasserverbrauch einer Stadt wie St. Pölten mit rund 60.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Gemäß den vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft veröffentlichten Zahlen beträgt der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch in Österreichs Haushalten rund 130 Liter pro Tag und Person.

Vergleiche gelten als illustrative Beispiele, die nicht in direktem Zusammenhang mit grünen Finanzierungen stehen.

Rechtlicher Hinweis